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Steuerfahndung

75 Milliarden Euro Schaden: Warum der Staat 97 Prozent aller hinterzogenen Steuern nicht entdeckt

Daten der Steuerfahndung zeigen, wie die Erfolge der Behörden seit Jahren stagnieren. Gleichzeitig werden immer mehr Steuern hinterzogen. Ein Fehler im System?

Von Leonard Frick 28.03.2025 - 04:00 Uhr



Im Jahr 2022 haben die deutschen Steuerfahnder 2,4 Milliarden Euro eingetrieben. Was wie eine Erfolgsmeldung klingt, ist in Wahrheit nur ein Bruchteil der hinterzogenen Summe: Dem Staat entgingen im selben Jahr schätzungsweise 75,7 Milliarden Euro.

Eine Summe, die größer ist als der Etat des Bundesverteidigungsministeriums im vergangenen Jahr (51,9 Milliarden). Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Etwa 97 Prozent der hinterzogenen Steuern blieben unentdeckt.

Darauf weisen auch Daten des Bundesfinanzministeriums hin: Die Steuerfahndung kommt offenbar an ihre Grenzen.

Eine Studie im Auftrag des EU-Parlaments aus dem Jahr 2019 schätzt den Schaden sogar noch höher ein: Basierend auf Daten aus dem Jahr 2015 sollen Kriminelle in Deutschland bis zu 125 Milliarden Euro hinterzogen haben.

Friedrich Schneider, Ökonom und Professor an der Johannes-Kepler-Universität in Linz, hat die Zusammensetzung der Steuerhinterziehung analysiert.

„Der mit Abstand größte Brocken entsteht durch Schwarzarbeit“, sagt Schneider. Der Professor geht von etwa 62 Prozent, also 46 Milliarden Euro aus.

Etwa 16 Prozent, also rund zwölf Milliarden entstünden, durch den sogenannten Mehrwertsteuerbetrug. Hierbei lassen sich EU-weit agierende Kriminelle die Mehrwertsteuer mehrfach auszahlen. Die restlichen 22 Prozent, also etwa 16 Milliarden, entfallen laut Schneider auf die klassische Steuerhinterziehung. Das sind etwa falsche Angaben auf der Steuererklärung oder gebunkertes Geld in Steueroasen.

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Dem Staat könnte in Zukunft sogar noch mehr Geld entgehen. Schneider und das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung prognostizieren, dass Schwarzarbeit und illegale Geschäfte in diesem Jahr stark zunehmen werden.

Diese wirtschaftlichen Aktivitäten, bei denen keine Steuern gezahlt werden, bezeichnen Experten als Schattenwirtschaft.

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Und auch der Mehrwertsteuerbetrug nimmt nicht ab, wie Daten der Europäischen Kommission zeigen. Seit Jahrzehnten ist die Tendenz der Schadensumme in den EU-Ländern leicht steigend.

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Der Schaden durch Steuerhinterziehung wächst also stetig. Geld, mit dem der Staat Straßen und Brücken reparieren, Schulen bauen und die Verteidigung stärken könnte.

Die Frage bleibt: Warum treibt die Steuerfahndung diese riesige Milliardensumme nicht ein?

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